Seit 2001 arbeite ich beim Besucherdienst 2000 der KAB-Berlin http://kab-besucherdienst.de mit. Dieser erstellt Programme und organisiert Führungen für Berlin-Besuchergruppen aus Gemeinden, Vereinen und Verbänden.

Ich beginne mit dem was ich vorstellen möchte in Spandau, nicht nur weil ich dort wohne, und ich ende in Köpenick, weil Spandau und Köpenick eher da waren als Berlin, von Slawen im 6. u.7. Jahrhundert n. Chr. besiedelt. Gerne laden ich ein zusammen mit dem KAB-Verein meiner Gemeinde St. Lambertus in Spandau z.B. den Abschlussabend mit geselligem Beisammensein in unserem Gemeindezentrum zu verbingen. Wir sind eine im Verhältnis zu bundesdeutschen Gruppen kleine KAB-Gruppe, freuen uns aber auf den geistigen Austausch. Auch ein Besuch einer evangelischen Gemeinde mit besonderen Schwerpunkten, z.B. in der Ev. Martha-Kirchengemeinde in einem Bezirk mit großen sozialen Herausforderungen in Kreuzberg ist interessant, wo die Pastorin oder ein anderer Mitarbeiter von dem Gemeindeleben berichtet, wo Spiritualität, Jugend- und Frauenarbeit eine große Rolle spielen.

Ich besuche mit den Gruppen Gedenkstätten, mache Spaziergänge durch Kieze der Stadt, Dampferfahrten und Rundfahrten. Ich begleite Gruppen, die mit eigenem Reisebus in unserer Stadt sind, in der Zeit ihres Aufenthaltes. Gruppen, die mit der Bahn anreisen, begleite ich, indem wir manches zu Fuß, aber auch einiges mit öffentlichen Verkehrsmitten zurücklegen. Ich finde so kann man am Besten die Stadt erkunden. Ich zeige „mein“ Berlin, wie man hier lebt, groß geworden ist, gelernt und gearbeitet hat..



 

Juliusturm

Joachim II. vor der Nikolaikirche

St. Marien am Behnitz

 

In Spandau  befindet sich das älteste Profanbauwerk Berlins, der Juliusturm auf der Zitadelle.  1539 schloss sich Kurfürst Joachim II. in der Nikolaikirche in Spandau der Reformation an, was bedeutete, dass die Mark Brandenburg evangelisch wurde. Die erste Marien-Kirche in der Mark Brandenburg nach der Reformation ist in Spandau St. Maria am Behnitz. Sie wurde 1848 vollendet.  Sie wurde aufwendig von ihren neuen Privatbesitzern restauriert und im Dezember 2003 eingeweiht und der Mitnutzung der Kath. St. Marien-Gemeinde übergeben. Diese Kirche zeige ich gerne unseren Besuchergruppen, weil sie ein exzellentes Beispiel katholischen Lebens in in der Mark Brandenburg und insbesondere Spandaus ist, wo die Preußenkönige um autonom zu sein, Geschützbauer und Waffenschmiede aus Lüttich im heutigen Belgien anwarben und ihnen (200 Jahre nach der Reformation) in einem Dekret die Ausübung ihres katholischen Glaubens zusicherten.

Auch in Spandau finden wir Spuren von jüdischem Leben und der Verfolgung im 3. Reich.

ehem. Kaufhaus Stern

Gedenkstein am Lindenufer

Gedenktafel für zerstörte Synagoge

 

Charlottenburg  Das Schloss gilt als glanzvollstes Beispiel Barocker Baukunst der Hohenzollern. Zunächst als Schloss Lietzenburg als Sommerresidenz für Sophie Charlotte (Kurfürstin, später Königin) 1695 in ländlicher Umgebung begonnen und in 100 Jahren weiter ausgebaut. Charlottenburg erhielt schon 1705 Stadtrechte. -  Der Kurfürstendamm, Gedächtniskirche und Bahnhof Zoo waren zur Zeit der Teilung der Stadt durch die Mauer die „City“ Westberlins.

Schloss Charlottenburg

Bahnhof Zoo

Kurfürstendamm

Das neue Regierungsviertel ist in seiner Mischung von geschichtsträchtigen und modernen Gebäuden ein Anziehungspunkt. Jeder kann in der Reichstagskuppel seinen Politikern aufs Dach steigen, entweder nach langem Warten in der Schlange, schneller geht es  abends, da ist es nicht mehr so voll, aber sehr schön in der Dämmerung oder noch später, wenn bedeutende Gebäude ringsum angestrahlt werden und die Reklamelichter der Stadt aufleuchten.

Unsere Besuchergruppen kommen in der Regel auf Einladung des Bundestagsabgeordneten ihres Wahlkreises und werden zum vereinbarten Termin direkt eingelassen und besichtigen den Plenarsaal oder nehmen teil an einer Sitzung des Bundestags, mit einem anschließenden Gespräch mit ihrem Abgeordneten. Wir gehen gemeinsam, manchmal unterirdisch in das Paul-Schreiber-Haus, wo die parlamentarischen Ausschüsse tagen und natürlich hinauf in die Reichstagskuppel.

 

Im Bezirk Mitte ist die eigentliche historische Mitte Berlins, erstmals  werden 1237 Cölln und 1244 Berlin urkundlich erwähnt. Das Brandenburger Tor und die Gebäude in der Straße „Unter den Linden“ und am Gendarmenmarkt  bestätigen die Bezeichnung Berlins als „Spree-Athen“.  

 

Die St. Hedwigs - Kathedrale ist heute die Kathedrale des Erzbistums Berlin. Friedrich II. ließ diese erste nachreformatorische katholische Kirche nach den Schlesischen Kriegen für die nun ins Land kommenden katholischen Untertanen erbauen unter finanzieller Mithilfe aus halb Europa. Sie wurde 1773 geweiht.

 

 

Die ansteigende Zahl der Katholiken führte 1846 zum Bau des katholischen St. Hedwigs- Krankenhauses, seit 1854 in der Großen Hamburger Straße.

Diese Straße wurde auch „Straße der Toleranz“ genannt, weil bis 1933 hier evangelisches, katholisches und jüdisches Leben Seite an Seite stattfand. Was auch jetzt wieder der Fall ist in diesem ganzen Viertel. Wobei insbesondere „Evas Arche“ als das erste und einzige Ökumenische Frauenzentrum in Deutschland als Ort von Frauen für Frauen zu nennen ist.
Andersdenkenden und Anderslebenden wird Toleranz, Akzeptanz, Interesse und Respekt entgegengebracht.

 

Das „Alt Berlin“ Heinrich Zilles ist  im Scheunenviertel und rings um die Hackeschen Höfe zu finden. Hier lebte man zusammen und raufte sich zusammen: Reiche, Dienstmädchen,  Künstler, Arbeiter, Arme, Kneipiers, Zuhälter, Prostituierte und Kriminelle.  Hier hielt man zusammen "immer ein wenig gegen die da oben". In der Rosenthaler Straße 39 befindet sich  eine Dokumentation und Ausstellung in den Räumen der ehemaligen Besenbinderwerkstatt Otto Weids, der  hier jüdische Mitarbeiter versteckte, ihnen mit gefälschten Papieren zur Flucht verhalf oder sie noch im KZ mit Lebensmitteln versorgte.

 

Wie bedeutend die Jüdische Gemeinde in diesem Viertel war, sieht man an der Neuen Synagoge  mit 3.200 Plätzen von 1866 in der Oranienburger Straße, deren Fassade Nazi-Terror und Bombenangriffe überstanden hat, die Kuppel jedoch und die Synagoge selbst wurden durch Bomben zerstört.

 

Beeindruckende Zeugnisse der Verfolgung  der Juden sind unweit in der Großen Hamburger Straße die ehemalige Jüdische Knabenschule, die als Sammellager für die Deportationen diente, ebenso wie das heute nicht mehr vorhandene Jüdische Altersheim auf dem daneben liegenden Gelände. Hier befand sich auch der älteste Jüdische Friedhof auf den noch einige Inschriften auf der Wand und eine Kopie des Grabsteins von Moses Mendelson, dem bedeutenden jüdischen Philosophen und Aufklärer hinweisen. Ein Gedenkstein und eine Figurengruppe mahnen zum Gedenken an die 56.000  Berliner Juden, die in die Todeslager deportiert wurden. -  Die Schule ist heute ein Jüdisches Gymnasium, sie steht unter strengem Objektschutz, wie alle jüdischen Einrichtungen unserer Stadt, sie ist aber offen für SchülerInnen  aller Religionen.  

Im Zusammenhang mit dem jüdischen Leben in unserer Stadt und der Geschichte des Judentums besuche ich mit unseren Gruppen gerne das Jüdische Museum in Kreuzberg

 

 

 

Die Mauergedenkstätte Bernauer Straße ist eine umfassende Dokumentation und ein Kunstwerk zugleich. An dieser Stelle war die Ev. Versöhnungs-Kirchengemeinde von der Teilung betroffen, deren Kirche sich genau auf dem Grenzstreifen befand und deren Sprengung von den DDR-Behörden angeordnet wurde. Fragmente dieser Kirche, z.B.  der Altar sind in der neuen Versöhnungskapelle und auf dem Gelände in die Gestaltung einbezogen. – Den Verlauf der Mauer kann man heute in Berlin fast nur noch mit Hilfe von Stadtplänen oder Anwohnern der betreffenden Straßen lokalisieren. An manchen Stellen  z.B. am Brandenburger Tor, findet  man auf dem Boden eine Kopfsteinpflasterreihe als Markierung.

In Karlshorst wurde 1945 die Kapitulation Deutschlands im 2.Weltkrieg unterzeichnet, heute befindet sich dort ein Museum, das die Vorgänge um dieses Ereignis anschaulich macht.

                                

Köpenick war wie anfangs schon erwähnt, zusammen mit  dem 30 km entfernten Spandau, eher da als Berlin. Die Schlossinsel wurde von Slawen befestigt.  –  Die Schlosskirche ist auch heute noch eine Reformierte Kirche, weil der überwiegende Teil der Kurfürsten und Könige nach der Reformation Calvinistisch war. - Neu in das Blickfeld der Geschichte geriet Köpenick durch ein Ereignis im Jahre 1906, als ein gerade aus dem Gefängnis entlassener Schuster, mit einer Uniform verkleidet, dort den Bürgermeister verhaftete und die Stadtkasse beschlagnahmte:. „Der Hauptmann von Köpenick“. Dieses Spektakel kann man sich dort mittwochs und samstags vormittags vor dem Rathaus ansehen, von Schauspielern dargestellt. – Viele unserer Besuchergruppen wohnen gern in Köpenick in einem Hotel an der Spree.  

Ausflug nach Potsdam

Die jetzt mehr als 1000jährige Stadt  wurde unter dem Großen Kurfürsten (1640-l688) zur zweiten Residenz der Hohenzollern. Unter seinem Enkel, dem Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I.,  wurde Potsdam zur Garnisonstadt. Zum Inbegriff von preußischer Macht und Kultur wurde Potsdam aber erst durch den Sohn des Soldatenkönigs, Friedrich den Großen. Mit Schloss Sanssouci schuf  er sein Versailles vor den Toren Berlins.

 

Cecilienhof  im Englischen Landhaustil als letztes Schloss der Hohenzollern für Kronprinz Wilhelm errichtet. Berühmtheit erlangte der Cecilienhof durch die Potsdamer Konferenz im August 1945. Hier schlossen Stalin, Truman und Churchill, bzw. sein Nachfolger Atlee das Potsdamer Abkommen. 

 Eine Dampferfahrt auf der Havel verdeutlicht die Ausgewogenheit und Harmonie historischer Architektur mit den Sichtachsen zwischen Schlössern, Türmen und Palais.

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